Trotz allen Beharrens auf liebgewonnenen Traditionen, die manchmal in unseren Augen etwas skurril anmuten zum Beispiel, dass der Speaker of the House of Commons, der Präsident des britischen Unterhauses, vor jeder Parlamentssitzung mit einer Handvoll seiner Mitarbeiter im Gleichschritt im Parlamentsgebäude einen ganz bestimmten, festgelegten Weg nehmen muss, um zu seinem Arbeitsplatz zu kommen, und dass sein Kommen dabei jedes Mal umständlich angekündigt wird, wo doch jeder weiß, wann morgens die Plenarsitzung beginnt also obwohl Tradition immer noch hoch im Kurs steht: Großbritannien ist sehr viel moderner als früher. Eine neue Generation hat in allen Bereichen, von der Politik über die Wirtschaft bis zur Publizistik, den Stab übernommen. Das ist unverkennbar. Und das hat natürlich auch Auswirkungen auf das deutsch-britische Verhältnis. Schon vor über hundert Jahren schrieb Lord Salisbury an Bismarck: "Zwischen keinen zwei Ländern sollte die Verständigung so gut sein wie zwischen den unsrigen". Und tatsächlich: Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich sind nun schon über mehreren Generationen hinweg stabil gut. Es gibt einen regen Austausch zwischen den Regierungschefs, aber auch auf den niedrigeren Regierungsebenen und zwischen den Parlamenten. Und wie eng unsere Gesellschaften gerade im Bereich der Wirtschaft miteinander verbunden sind, braucht man sicher nicht besonders hervorzuheben. Deutschland ist nach den USA für Großbritannien der wichtigste Handelspartner, und bei uns kommt Großbritannien nach Frankreich und den USA auch gleich an dritter Stelle. Es findet also auch hier ein reger Austausch statt. Und dennoch drängt sich, trotz der guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, oft der Eindruck auf, dass Deutschland und Großbritannien im Grunde ferne Nachbarn sind. Zurecht ist von einem gescheiten Beobachter gesagt worden, dass es eine "Illusion der Vertrautheit" in
Trotz allen Beharrens auf liebgewonnenen Traditionen, die manchmal in unseren Augen etwas skurril anmuten zum Beispiel, dass der Speaker of the House of Commons, der Präsident des britischen Unterhauses, vor jeder Parlamentssitzung mit einer Handvoll seiner Mitarbeiter im Gleichschritt im Parlamentsgebäude einen ganz bestimmten, festgelegten Weg nehmen muss, um zu seinem Arbeitsplatz zu kommen, und dass sein Kommen dabei jedes Mal umständlich angekündigt wird, wo doch jeder weiß, wann morgens die Plenarsitzung beginnt also obwohl Tradition immer noch hoch im Kurs steht: Großbritannien ist sehr viel moderner als früher. Eine neue Generation hat in allen Bereichen, von der Politik über die Wirtschaft bis zur Publizistik, den Stab übernommen. Das ist unverkennbar. Und das hat natürlich auch Auswirkungen auf das deutsch-britische Verhältnis. Schon vor über hundert Jahren schrieb Lord Salisbury an Bismarck: "Zwischen keinen zwei Ländern sollte die Verständigung so gut sein wie zwischen den unsrigen". Und tatsächlich: Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich sind nun schon über mehreren Generationen hinweg stabil gut. Es gibt einen regen Austausch zwischen den Regierungschefs, aber auch auf den niedrigeren Regierungsebenen und zwischen den Parlamenten. Und wie eng unsere Gesellschaften gerade im Bereich der Wirtschaft miteinander verbunden sind, braucht man sicher nicht besonders hervorzuheben. Deutschland ist nach den USA für Großbritannien der wichtigste Handelspartner, und bei uns kommt Großbritannien nach Frankreich und den USA auch gleich an dritter Stelle. Es findet also auch hier ein reger Austausch statt. Und dennoch drängt sich, trotz der guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, oft der Eindruck auf, dass Deutschland und Großbritannien im Grunde ferne Nachbarn sind. Zurecht ist von einem gescheiten Beobachter gesagt worden, dass es eine "Illusion der Vertrautheit" in